Eine Geschäftsreise nach New York

Einkaufstour in Amerika

Thomas Michel auf Geschäftsreise:
Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein! Ich jedenfalls gewinne im Flugzeug immer wieder innerhalb kürzester Zeit Abstand vom Alltag, selbst wenn ich beruflich unterwegs bin wie diesmal in die USA. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zog es mich zu einer der größten Einkaufsstätten der Welt für antike Teppiche — nach New York.

Freiheitsstatue in New York
Freiheitsstatue in New York

Die "Amerikanischen Teppiche" waren in den Jahren 1900-1940, bedingt durch den starken Dollar und die entsprechend hohe Kaufkraft, aus Persien in die Vereinigten Staaten importiert worden. Diese besonders hochwertigen Exemplare in exzellenter Ausführung mit seidenglänzendem Flor galten in Europa zur damaligen Zeit praktisch als unbezahlbar.

Dort entsprach der Wert eines derartigen Orientteppichs etwa dem eines erstklassigen Baugrundstücks. Die wertvollen persischen Knüpfwerke verschönten in riesigen Ausmaßen, bis zu 20 oder 30 qm groß, Villen millionenschwerer US-Bürger. Sie wurden im allgemeinen wenig benutzt, so daß sie zum Teil noch heute sehr gut erhalten sind. In den 70er Jahren wandelte sich der amerikanische Wohnstil und Perserteppiche entsprachen nicht mehr dem Zeitgeist. Infolge der Trendwende und der starken D-Mark kamen die Orientteppiche zunehmend auf den europäischen Markt, bis die Amerikaner sich erneut auf ihre damals hochbezahlten Werte besannen und die Nachfrage in den Staaten wieder stieg.

Gut erhaltene und preisgünstige "Amerikanische Teppiche" sind deshalb heutzutage Raritäten, deren Wertzuwachs programmiert ist. Speziell ihnen also galt mein Aufenthalt in New York. Und der ist schon allein aufgrund der atemberaubenden Skyline von Manhattan ein Erlebnis! Die schwindelerregenden Höhen führen einem deutlichst vor Augen, wie winzig und unbedeutend der Mensch eigentlich ist.

Doch ich konnte mich derartigen Eindrücken nicht allzulange hingeben, da mein Agent schnell zum Geschäftlichen überging. Er kennt die Gepflogenheiten der zu Hunderten seitlich der 30. Straße angesiedelten persischen Händler und führte mich zu den wichtigsten von ihnen. Von morgens 9.00 bis abends 19.00 Uhr suchten wir sieben Tage lang etwa 150 Lager auf, in denen ich Tausende von Orientteppichen auf ihre Verarbeitung, ihren Zustand und Preis hin begutachtete.

Innerhalb einer Woche konnte ich 68 einzigartige Exemplare so günstig erstehen, daß ich bereits in New York optimale Angebote bekam. Doch ich hatte Zeit, Geld und Wissen nicht investiert, um eine schnelle Mark zu machen, was Liebhaber erlesener Orientteppiche verstehen werden, sondern um den Kennern in und um Wiesbaden Raritäten zum Spitzenpreis bieten zu können.

Insofern war meine Reise in die USA ein voller Erfolg, wie die Begeisterung unserer Kunden schon in den ersten Tagen nach Eintreffen der exquisiten Stücke bewies und täglich aufs neue beweist.