Exklusive Eleganz vom Dach der Welt! Mit hochwertigen Materialien handgeknüpft in Nepal.
Handgefertigt aus tibetanischer Schafschurwolle, kombiniert mit der Naturfaser Hanf.
Der Kelim, als Teppich der besonderen Art verleiht er dem Raum das gewisse Etwas.
Freitag, der 19. März 2010
Die diesjährige BSOT Reise (BSOT = Bundesverband der Sachverständigen für orientalische, handgeknüpfte Teppiche und Flachsgewebe e.V.) beginnt am Flughafen in Frankfurt schon recht aufregend: Siawosch Azadi hat seinen Pass vergessen. Die Hoffnung, ihm einen provisorischen Pass für die Zeit der Reise ausstellen zu lassen, zerschlägt sich sehr schnell, da sich in dem fehlenden Pass auch das notwendige Visum für Indien befindet. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Flug auf den nächsten Tag umzubuchen, nach Hamburg zurückzufahren, seinen Pass zu holen und die Reise einen Tag später anzutreten.
Die Maschine ist nicht voll und der Sitzabstand außergewöhnlich groß, sodass wir recht komfortabel sitzen. Statt des erwarteten Frühstücks bekommen wir ein Mittagessen und werden so unvorbereitet mit der Schärfe der indischen Küche konfrontiert.
Um ca. 22 Uhr Ortszeit (MEZ plus 4,5 Stunden) werden wir am Flughafen in Delhi von Harpreet Singh, für uns der Einfachheit halber „Harry“, empfangen. In dem bereitstehenden Bus mit Fahrer und Beifahrer, deren Qualitäten wir in den nächsten Tagen noch schätzen lernen, schmückt uns Harry als Willkommensgruß mit einer Blütenkette aus Tagetes. Am Hotel „Lalit“ angekommen, müssen wir zunächst eine Sicherheitsschleuse passieren, bevor wir einchecken und unsere Zimmer beziehen können.
Samstag, der 20. März 2010
Nach dem Frühstück im Hotelrestaurant besteigen wir den Bus und lernen Manish, unseren hiesigen Guide kennen, der uns zusammen mit Harry heute begleitet. Bei der Führung durch das Rote Fort können wir von seinem Wissen profitieren.
Die von Shah Jahan nach dem Vorbild des Forts von Agra in 9 Jahren erbaute und 1648 fertig gestellte Festungsanlage, ließ er mit einer 1000 Meter langen und 500 Meter breiten Festungsmauer aus rotem Sandstein umgeben.
Wir betreten das Fort durch das Lahore Gate und laufen durch einen Arkadengang zum Trommelhaus, dessen Fassade mit Blumenreliefs geschmückt ist. In der mit zahlreichen Säulen bestückten Empfangshalle bewundern wir den Pavillon, der für den Thron des Mogul vorgesehen war.
Ein kurzer Weg durch die Gartenanlage führt uns zu den Privatgemächern Sha Jahans. Wir sehen uns die Halle der Privataudienzen an, in der der 1739 in Persien erbeutete legendäre Pfauenthron stand, und in der noch heute die Worte des Dichters Khusrau zu lesen sind: „Wenn es ein Paradies gibt auf Erden, dann ist es hier, dann ist es hier, dann ist es hier.“
Bei mittlerweile ca. 35 Grad verlassen wir das Fort und nehmen dankbar Manishs Vorschlag auf, mit Fahrradrikschas durch die Altstadt zur Moschee Jama Masjid, der Freitagsmoschee, zu fahren, statt den Weg zu Fuß anzutreten. Wir können nur staunen, mit wie viel Geschick uns die schmächtigen Fahrer auf ihren klapprigen Gefährten durch die engen, belebten Gassen kutschieren.
An der Moschee angekommen, erfahren wir, dass gerade zum Gebet gerufen wurde, und wir deshalb den Innenhof der größten Moschee Indiens, der 20.000 Gläubigen Platz bietet, nicht betreten dürfen, sondern nur durch eines der Tore einen Blick auf das Reinigungsbecken werfen können.
Wir besteigen unseren angenehm klimatisierten Bus, um zum Mittagessen zu fahren, was sich in dem dichten Verkehr als mühseliges Unterfangen herausstellt. Nachdem wir allein 10 Minuten auf einer Kreuzung stehen, sich nichts mehr bewegt, statt dessen aber kräftig gehupt wird, erbarmt sich eine Polizistin und sorgt mit drohendem Blick und einem Zuckerrohrstock für Ordnung und Weiterfahrt.
Das Restaurant, offensichtlich beliebt bei Touristen, befindet sich in einer ruhigen und eher wohlhabenden Gegend von Delhi. Gut gestärkt und runtergekühlt wenden wir uns wieder der Kultur zu und besichtigen das Mausoleum Humayuns, des zweiten Herrschers der Moguldynastie. Dieses aus rotem Sandstein und weißem Marmor gebaute Grabmal, das seine Witwe in Auftrag gab und 1564 vollendet wurde, gilt als Vorbild für das Taj Mahal.
Zum Abschluss unseres heutigen Programms besuchen wir Qutb Minar, die 1193 erbaute erste islamische Anlage im Raum Delhi. Der Erbauer Qutb-du-din Aibak krönte sich zum Sultan und legte damit den Grundstein für das Sultanat von Delhi, das bis zur Ankunft der Moguln (1556) Bestand hatte. Besonders beeindruckend ist die 73 Meter hohe Siegessäule und die sie umgebende Moschee, zu deren Bau Säulen der zuvor zerstörten Hindu- und Jaintempel genutzt wurden. Wir genießen die besondere Atmosphäre dieser wunderschönen Anlage, die durch das Licht des späten Nachmittags noch unterstrichen wird.
Sonntag, den 21. März 2010
Nach einer extrem kurzen Nacht – der Wecker klingelt um 2.30 Uhr – treffen wir uns in der Hotelhalle. Auch Siawosch Azadi ist mittlerweile eingetroffen und wird freudig von der Gruppe begrüßt. Begleitet von Harry, der die Nacht in der Hotelhalle verbracht hat, fahren wir zum Flughafen, wo er uns zur Seite steht, bis der letzte eingecheckt hat.
Um ca. 7 Uhr landen wir in Jaipur. Dort erwarten uns neben unserem neuen Guide T.S. unsere vertrauten Busfahrer. Sie sind die die Nacht durchgefahren, um rechtzeitig zu unserer Ankunft vor Ort zu sein. Das Hotel „Alsisar Haveli“ liegt etwas versteckt hinter schäbigen Geschäften und Werkstätten und überrascht uns mit einem hübschen Garten und einer schönen Terrasse, auf der wir unser Frühstück einnehmen. Nach Belegung der Zimmer, die nicht unbedingt unseren Vorstellungen von 4 Sterne Standard entsprechen, fahren wir in die „Rosa Stadt“ und dort zum Palast der Winde.
Beim Aussteigen werden wir zum ersten Mal von Bettlern umringt, ein Szenario, das sich fortan überall wiederholt, und mit dem wir nur schwer umgehen können. Wie alle Touristen überqueren wir mit T.S. Hilfe unbeschadet die dicht befahrene Straße, machen ein paar Fotos und klettern – wieder belagert von Bettlern – zurück in den Bus. Das eigenwillige von unzähligen Fenstern durchbrochene 5-stöckige Bauwerk, besteht eigentlich nur aus Fassade und bot den Haremsdamen die Möglichkeit, ungesehen das Treiben auf der Straße zu verfolgen. Wir verlassen die Stadt und erblicken nach einigen Kilometern oben auf einem Bergkamm das Fort Amber.
Auf einem großen Parkplatz steigen wir um in Jeeps, die uns den Berg hochfahren. Der Elefantenritt, der ursprünglich für uns geplant war, muss leider ausfallen, da am heutigen Tag des Kalifestes mit einem Ansturm von Pilgern in die Moschee des Forts gerechnet wird, und man das Risiko eines Unfalls vermeiden will.
Der erste Innenhof der Anlage ist dann auch voller Pilger, die in langen Reihen – die Männer ziemlich unscheinbar, die Frauen in wunderschönen farbenfrohen Saris – vor dem Tempel anstehen, der der Göttin Kali geweiht ist. Das Prunkstück der zweiten Hofanlage ist die öffentliche Audienzhalle aus rotem Sandstein und Marmor mit den prächtig gestalteten Konsolen oberhalb der Kapitelle. Durch das reich geschmückte, zweigeschossige Tor Ganesh Pol erreichen wir den dritten Hof mit der Halle der Zufriedenheit und der privaten Audienzhalle.
Auf dem Weg zurück nach Jaipur machen wir einen kurzen Fotostop am Palast Jal Mahal, einem kleinen Lustschloss, das malerisch mitten in einem See liegt. Zum Mittagessen findet T.S. in einem – nicht unbedingt viel versprechenden Hinterhof – ein sehr schönes Restaurant, wo wir auf einer schattigen Terrasse recht gut essen.
Im Central Museum machen wir eine Pflichtrunde durch die Ausstellung, um uns dann ausgiebig der kleinen Teppichabteilung zu widmen, die allerdings ein etwas trauriges Dasein fristet. Das wichtigste Exponat, ein persischer Gartenteppich, liegt unter dermaßen schmutzigem Glas im Dunkeln, dass er kaum zu erkennen ist.
Vom Museum geht’s dann weiter zum Stadtpalast, in dem noch immer der Maharaja von Jaipur residiert. Besondere Beachtung findet bei unseren Experten ein ca.17 mal 5 Meter großer Teppich (evtl. ein Agra) im Empfangssaal. Ebenfalls beeindruckend sind in der öffentlichen Audienzhalle zwei ca. 1,50 Meter hohe Silbergefäße, in denen der Maharaja Madho Singh II anlässlich der Krönung Edward VII heiliges Wasser aus dem Ganges mit auf die Reise nahm. Im angrenzenden Hof schauen wir uns das mit Pfauendarstellungen dekorierte Tor an und beenden hier das heutige Kulturprogramm.
Montag, den 22. März 2010
Heute machen uns mit der Gruppe auf den Weg zur Teppichmanufaktur „Saraswati Global Ltd.“ Wir beginnen mit der Führung bei den Knüpfern. In einer Stellung, die keiner unsrer Männer länger als 5 Minuten aushalten würde, hocken sie stundenlang auf schmalen Balken vor den Knüpfstühlen und knoten und schneiden das Garn mit ihren schlanken geschickten Fingern in einer unglaublichen Geschwindigkeit.
Der nächste Arbeitsgang ist die Wäsche. Die Teppiche werden mit Wasser übergossen und unterspült und dann von jeweils 3 Männern synchron mit Schiebern wieder vom Wasser befreit. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt.
Auf dem Dach des Gebäudes haben wir Gelegenheit, beim Scheren und Umketteln zuzusehen.
Besonders beeindruckt sind alle von der Technik, mit der schiefe Teppiche begradigt werden. Eingespannt in einen Metallrahmen werden die Kettfäden mit Hilfe eines Dorns und eines Hammers in eine gerade Linie gebracht.
Nachdem wir gesehen haben, wie viel Arbeit in jedem einzelnen Teppich steckt, wird uns mit Stolz die Kollektion vorgeführt, bevor wir von der Juniorchefin zum Tee ins Besprechungszimmer gebeten werden. Die Besprechung fällt recht einseitig aus und gleicht eher einem Verhör, da die engagierte junge Dame offensichtlich hofft, potenzielle Geschäftspartner vor sich zu haben. Als dann endlich alle Fragen beantwortet sind bekommen wir auch zur Belohnung unseren Tee.
Nach dem Essen fahren wir zu einem Wollverarbeitungsbetrieb. Man erklärt uns, wie und mit welchem Gerät gezwirnt, gesponnen gefärbt und getrocknet wird. Hier sehen wir auch, wie und vor allem mit welcher Geschwindigkeit Teppiche getuftet werden.
Auf dem Rückweg können wir uns nicht länger T.S.'s Drängen widersetzen, eine Edelsteinschleiferei zu besuchen, seiner Aussage nach, dem wichtigsten Industriezweig Jaipurs. Der Gang durch die verschiedenen Werkstätten führt uns ziemlich schnell in den großen Verkaufsraum, in dem fertige Schmuckstücke zu überhöhten Preisen erworben werden können.
Dienstag, 23. März 2010
Um 8.30 Uhr haben wir ausgecheckt und besteigen den Bus. Unser Ziel ist zunächst Fathepur Sikri. Wir erfahren, dass der Mystiker Salim Crishti dem Mogul Akbar, Sohn von Humayun, die Geburt eines Sohnes prophezeit. Als dieser Sohn ein Jahr später geboren wird, nennt Akbar ihn aus Dankbarkeit ebenfalls Salim und baut seine Residenz in Sikri in die Nähe der Einsiedelei des Mystikers. Die Stadt entsteht in der Zeit zwischen 1569 und 1574 und wird – weshalb genau, ist bis heute ungeklärt – nach wenigen Jahren der Besiedlung wieder verlassen. Akbar galt als religiös tolerant, heiratete sogar Hinduprinzessinnen und förderte somit eine hindu-muslimische Mischkultur. Gegen Mittag, in der größten Hitze, erreichen wir den Parkplatz von Fathepur Sikri.
Mit einem Shuttle-Bus fahren wir hoch zur Festung und genießen, soweit uns das bei gefühlten 50 Grad möglich ist, die fast menschenleere Anlage. Wir sehen die öffentliche und die private Audienzhalle, in deren Mitte eine wunderschön verzierte Säule wie ein Baum nach oben wächst.
Wir sehen das Haus der Maryam, Akbars Mutter, und die privaten Gemächer, das Schlafgemach mit dem erhöhten Bett und dem ausgeklügelten Kühl- und Wärmesystem, die Bibliothek mit den in den Wänden eingelassenen Nischen für Bücher und immer wieder kunstvolle Reliefs, die in dem roten Sandstein erstaunlich gut erhalten sind.
Nach dem ausführlichen Rundgang durch die sehr sehenswerte Anlage, bleibt keine Zeit mehr, die ebenso sehenswerte Moschee zu besichtigen, da wir schon 2 Stunden hinter unserem Zeitplan herhinken. Vom Bus aus bestellen wir im Hotel in Agra ein paar Sandwichs (ohne Salat), damit wir nicht unnötig Zeit verlieren. Nach kurzem Einchecken und dem kleinen Imbiss beeilen wir uns dann auch zum Roten Fort zu kommen.
Unsere späte Ankunft erweist sich als Vorteil, denn die meisten Besucher kommen uns entgegen, und somit teilen wir uns die besonders schöne frühabendliche Stimmung im Fort mit wenigen anderen Menschen und einigen Affen, die hier offensichtlich zu hause sind.
Das Fort, das 1565 ebenfalls von Akbar erbaut wurde, wird von einer 2,5 Kilometer langen Doppelmauer umgeben. Wir schlendern mit unserem Guide durch die Anlage, sehen den Palast Jahangirs, die Audienzhallen, den achteckigen Turm, in dem Shah Jahan von seinem Sohn Aurangzeb gefangen gehalten wurde und die Marmorgemächer Shah Jahans, von denen wir einen herrlichen Blick auf den in leichtem Dunst liegenden Taj Mahal haben.
Als letzte Besucher verlassen wir in der Dämmerung das Fort, nachdem wir amüsiert einem Affen zugeschaut haben, der – schließlich mit Erfolg – versucht, eine Wasserflasche zu öffnen.
Mittwoch, 24. März 2010
Bereits um 5.30 Uhr steigen wir vor dem Hotel in Tongas und fahren durch das noch nächtliche Agra, um in der Morgendämmerung vor dem Tor zum Taj Mahal anzukommen. Trotz der frühen Stunde sind wir nicht die ersten, und wir reihen uns geduldig in die nach Geschlechtern getrennten Reihen ein.
Als wir dann durch das dem Taj Mahal gegenüber liegende Tor gehen, haben wir einen unvergesslichen Blick auf das von den ersten Sonnenstrahlen beschienene Grabmahl, das Shah Jahan seiner Lieblingsfrau Mumtaz Mahal erbauen ließ, die 1631 bei der Geburt ihres 14. Kindes starb. Während der Führung erfahren wir, dass das Taj Mahal im indoarischen Stil, einer Mischung aus persischen Elementen und altindischer Tradition gebaut wurde, dass die hohe Kuppel von einer flacheren unterbaut ist und dass die Minarette eine minimale Neigung nach außen haben, sodass sie im Falle eines Erdbebens das Grabmal nicht beschädigen würden.
Im Inneren bewundern wir das kunstvoll gearbeitete achteckige Marmorgitter, das die Kenotaphe (Scheingräber) umschießt und vor allem die Pietra-Dura Technik, Einlegearbeiten von Karneol, Achat und Lapislazuli in weißem Marmor zu Blüten, Herzen und Blumengirlanden geformt.
Zurück im Hotel nehmen wir das wohlverdiente Frühstück ein und machen uns dann auf den Weg zum Bahnhof. Dort müssen wir uns von unserem zuverlässigen und routinierten Fahrer und dem ebenso guten und unverzichtbaren Beifahrer verabschieden.
Nach dreieinhalb Stunden Zugfahrt erreichen wir Jhansi, wo uns schon ein Bus mit zwei neuen Fahrern erwartet. Zunächst fahren wir nach Orcha, um ein kurzes spätes Mittagessen einzunehmen und sind erstaunt, Duzende von Hindutempeln zu sehen, die malerisch in der Landschaft verstreut liegen.
Es ist schon Nachmittag, als wir die Weiterreise antreten. Der Zustand der Straßen ist katastrophal, und wir bewundern unsere Fahrer, die mit großer Sicherheit Schlaglöchern, mitten auf der Straße entgegenkommenden Lastwagen, Kühen und Eselskarren gleichermaßen ausweichen.
Irgendwo unterwegs begegnet uns eine Prozession. Die Frauen tragen Töpfe mit einer Art Gras auf dem Kopf und ein Mann hält eine Schale mit Kerzen in den Händen. Wir steigen kurz aus, schauen uns gegenseitig neugierig an, machen ein paar Fotos und fahren weiter.
Nach viereinhalb Stunden kommen wir unversehrt in Kajuraho an und bedanken uns erleichtert mit einem verdienten Applaus bei unseren Fahrern.
Donnerstag, 25. März 2010
Wir treffen uns nach dem Frühstück mit Sarvesh, dem heutigen Guide. Bei den Führungen beweist er Sachverstand und Humor. Heute stehen die Tempelanlagen von Kajuraho auf dem Programm, die zu den wichtigsten Kulturdenkmälern Indiens zählen.
Sie entstanden im Wesentlichen in der Zeit zwischen 950 und 1020 unter den Chandella Rajputen. Die aus gelbem Sandstein erbauten Tempel sind vor allem bekannt für ihre freizügigen erotischen Darstellungen, die dem tantrischen Hinduismus zuzuschreiben sind.
Die 25 von ursprünglich 85 Tempeln sind alle von gleicher Bauart und verfügen jeweils über 4 Kuppeln, die für Religion, Reichtum, Sex und Erlösung stehen.
Da es heute besonders heiß ist, gönnt sich die Gruppe eine lange Mittagspause, bevor es am Nachmittag mit dem Ostteil der Tempelanlage weitergeht, in dem sich hauptsächlich Tempel der Jain befinden.
Freitag, 26. März 2010
An unserem Flieger gibt es ein Problem mit der Sauerstoff-Druck-Einheit, was zu einer Verspätung von einer Stunde führt. In Varanasi angekommen beschließen wir deshalb, gemeinsam mit Harry, der hier zu unserer großen Freude wieder zu uns stößt, und unserer neuen Reiseleiterin, einer studierten Biologin, auf die geplante Stadtrundfahrt zu verzichten.
Stattdessen starten wir um 18 Uhr direkt zur Abendgebetszeremonie an den Ganges. Zunächst fahren wir mit dem Bus in die Stadt. Dann steigen wir um in Rikschas, mit denen wir bei einsetzender Dunkelheit noch ca.15 Minuten durch die engen, schmutzigen und wuseligen Altstadtgassen fahren.
Die letzten Meter zum Fluss müssen wir laufen. Dort werden wir von ohrenbetäubendem Glockengeläut empfangen. Wir kämpfen uns durch die Massen von Pilgern und besteigen ein Boot, von dem aus wir das Treiben an Land beobachten.
Auf einer Uferlänge von ca. 200 Metern stehen 10 junge Priester, die die zeremoniellen Gebete mehr singen als sprechen und dazu nach einem vorgegebenen Ritual ihre Feuer schwenken. Auf den uns umgebenden Booten sitzen neben Touristen auch viele Pilger, die in ihre Gebete vertieft sind.
Nach einer knappen Stunde ist das Schauspiel beendet und wir treten den Rückweg an. In einem Hinterhof warten unsere Rikschafahrer auf uns und bringen uns durch ein Meer von Rikschas, hupenden Tuk Tuks und anderen Fahrzeugen zurück zum Bus. Zurück im Hotel genießen wir die Ruhe und das Abendessen in einem Restaurant, das wir ganz für uns alleine haben, und in dem wir nur dezent von ein paar Musikern unterhalten werden.
Samstag, 27. März 2010
Für diejenigen, die an der Bootsfahrt während des Sonnenaufgangs teilnehmen wollen, heißt es heute wieder mal früh aufstehen. Um 5.30 Uhr werden wir im Hotel abgeholt und in die Stadt gebracht. Um diese Zeit sind die Straßen noch angenehm leer. Am Ufer des Ganges herrscht allerdings schon reges Treiben, und die Bettler sitzen – auf Almosen wartend – mit ihren Blechschüsseln auf den Stufen, die zum Fluss hinunterführen.
Vorsichtig, um ja nicht in dem schlammigen Ufermatsch auszurutschen, besteigen wir unser Boot und sehen fast im gleichen Moment die Sonne im Dunst am Horizont aufgehen.
Lautlos werden wir am Ufer entlang gerudert und können uns gar nicht satt sehen an den Pilgern, die ihr Bad im Ganges nehmen, um sich von Sünden frei zu waschen, Wasser in mitgebrachte Gefäße für die daheim gebliebenen abfüllen, beten oder sich nach dem Bad in der Morgensonne trocknen.
Wir sehen Männer die Wäsche waschen, Kinder, die Ball spielen, Heime für Witwen, die hier auf ihren Tod warten dürfen, Pensionen, in denen Pilger umsonst wohnen können und eine Yogaschule, in der ein kleiner Junge so wunderschön singt, dass wir gerührt sind. Der Anblick, der uns dann aber endgültig verstummen lässt und sicherlich unvergessen bleibt, ist der Verbrennungsplatz.
Etwas benommen von den Eindrücken fahren wir mit Rikschas durch die erwachende Stadt zurück zum Hotel, und können – im Gegensatz zum gestrigen Abend – die Fahrt diesmal genießen.
Beim Frühstück im Hotel erfahren wir von Harry, dass es im Rahmen der Sicherheitsmaßnahmen für einen Ministerbesuch zu einer Auseinandersetzung zwischen Busfahrern und Polizei gekommen ist, und nun alle Busfahrer streiken. Also warten wir geduldig bis die Busfahrer nach ca. 2 Stunden bereit sind, ihre Arbeit wieder aufzunehmen und unserer Gruppe an den Ort Buddhas erster Predigt gebracht. In dem ehemaligen Gazellenpark von Sarnath wurde das „Rad der Lehre“ in Bewegung gesetzt, indem Buddha erstmals über die Grundlagen der durch die Erleuchtung gewonnenen Erkenntnis sprach. Das einzige erhaltene Bauwerk ist die Dhamekh Stupa, die an die Stelle der ersten Predigt erinnern soll. Die anderen Bauwerke, sowie die von Ashoka nach seiner Bekehrung errichtete Säule, sind in den Ruinen nur zu erahnen. Im nahe gelegenen Museum sehen wir dann das zu der Säule gehörende berühmte Löwenkapitell, das auf jedem Rupienschein zu finden ist, sowie wunderschöne buddhistische Reliefs und Statuen. Um das Programm abzurunden, sehen wir uns noch den Bodhi-Baum an, einen Ableger des in Sri Lanka stehenden Ablegers des Baumes, unter dem Buddha zur Erleuchtung gelangte.
Zurück in Varanasi statten wir der gleich neben dem Hotel gelegenen Seidenweberei einen Besuch ab. Einer der Inhaber erklärt uns die komplizierten Abläufe der alten und antiken Webstühle, die teilweise von zwei Leuten bedient werden müssen. Wir bewundern die so mühsam hergestellten kunstvollen Stoffe, die aber gar nicht unserem Geschmack entsprechen, sodass die anschließende Kollektionsvorführung nicht zum gewünschten Erfolg führt.
Bei der abschließenden Besichtigung des Knüpfbetriebs in Mirzapur verzichtet die Gruppe auf die Fertigungsvorgänge und beschäftigt sich gleich mit den fertigen Produkten, wobei die Preise von besonderem Interesse sind.
Zu ihrem Entsetzen müssen die Liebhaber alter Teppichkunst mit ansehen, wie neue Teppiche unmittelbar nach Fertigstellung malträtiert werden, damit sie ein antikes Aussehen bekommen.
Sonntag, 28. März 2010
Am letzten Tag unserer Reise können wir endlich mal richtig ausschlafen. Um 13 Uhr fahren wir zum Flughafen, und um 15.40 Uhr geht unser Flug nach Delhi. Vom Flughafen aus fahren wir nach Gurgaon, einem der besseren Viertel Delhis. Nachdem wir eine Schranke passiert haben, fahren wir noch ein Stück vorbei an gepflegten, modernen Wohnblocks und halten an einem gigantischen, selbst für europäische Verhältnisse außergewöhnlich ausgestatteten Einkaufszentrum, in dem sich auch das Restaurant befindet, das für unser letztes Abendessen ausgewählt wurde. Als auf unser Drängen die Klimaanlage abgestellt wird, können wir auch langsam Jacken und Schals ablegen und ein letztes mal die indische Küche – die einen mehr, die anderen weniger – genießen.
Dann ist es soweit, wir fahren zum Flughafen. Voll Dankbarkeit und Anerkennung verabschieden wir Harry, alias Harpreet Singh, der bis zur letzten Minute für einen reibungslosen Ablauf sorgt.
Um 1.20 Uhr starten wir mit der Air India 121 unseren Rückflug nach Frankfurt, wo wir um 6.30 Uhr bei ungemütlichen Temperaturen und grauem Himmel landen.
Am Gepäckband verabschieden wir uns voneinander, bevor jeder seine individuelle Rückreise antritt. Wir hoffen, dass jeder neben seinem Koffer eine Anzahl schöner Eindrücke mit nach Hause nimmt und die Reise in guter Erinnerung behält.
Jutta ten Eikeleder